Der Bordesholmer Heimatforscher Paul Steffen fasste einige Lebensdaten von Hans Hinrich Brüning so zusammen: „Der Bauernsohn wurde am 20. August 1848 in Hoffeld bei Bordesholm geboren. Seine Eltern waren Jochim und Magda Brüning, geborene Brockstedt. Er wuchs auf dem elterlichen Brüning-Hof auf und besuchte die Schule in Bordesholm.
Ab 1865 absolvierte er die Technische Hochschule (damals Polytechnische Schule) in Hannover in der Ausbildung zum Ingenieur. 1875 ging der 27jährige über Hamburg nach Peru in das nördliche Küstengebiet. Dort lebte er nahezu fünfzig Jahre lang. Nur im Jahr 1897/98 kam er nach HoffeId zur Goldenen Hochzeit seiner Eltern zurück. In Peru war Hans Heinrich Brüning als Ingenieur und Völkerkundler tätig. Sein Geld verdiente er unter anderem mit dem Handel von Maschinen und landwirtschaftlichen Produkten. Seine Forschungen erstreckten sich auf das Land, die Bauten und die einheimische Bevölkerung mit ihren Sitten und Gebräuchen. Hierbei betätigte er sich als Fotograf [Fotos von Hans Hinrich Brüning in der „Deutschen digitalen Bibliothek - Kultur und Wissen online“] sowie als Berichterstatter über Kunst, Kultur, Flora, Fauna, der Muchiksprache und dem Wetter seines Gastlandes. Darüber korrespondierte er mit namhaften Wissenschaftlern und veröffentlichte unter anderem Reiseberichte. Als Ausgräber und Sammler brachte Don Enrique ein umfangreiches Sortiment von wertvollen Stücken aus der peruanischen Kultur zusammen. Die Hauptsammlung erhielt der Staat Peru. Sie bildete den Grundstock des bedeutenden Museo Brüning [Museo Arqueológico Nacional Brüning] in Lambayeque in Peru.
Über 2000 Fotos, Aufzeichnungen, Funde und Erinnerungsstücke gingen an das Hamburgische Museum für Völkerkunde
[jetzt „Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt“, kurz: „MARKK“]. Die Übergabe erfolgte nach der Rückkehr im Jahre 1925. Am 23. Juni 1926 zog Hans Heinrich Brüning nach Bordesholm in das Haus von Anna Appel in der Holstenstraße in Bordesholm. Nach einem erneuten Schlaganfall starb er am 2. Juni 1928 in einer Kieler Klinik. Die Urnenbeisetzung fand am 14. Juli 1928 in Bordesholm statt.“ (In: Steffen, Paul: Bordesholm in alten Ansichten, Europäische Bibliothek, Zaltbommel 1997.)
Das Urnengrab ist leider verschollen, aber im März 2017 fand eine besondere Ehrung von Hans Hinrich Brüning und eine
feierliche Einweihung einer Gedenktafel neben dem Grab seiner Eltern auf dem alten Friedhof vor der Klosterkirche in Bordesholm statt. Für die erfolgreiche ZDF-Sendereihe
„Terra X: Schliemanns Erben“ ist 2008 der Dokumentarfilm „Goldpyramiden im Inka-Reich“ über Hans Hinrich Brüning und die letzte Ruhestätte des legendären Sican-Königs Naymlap gedreht worden. Der Film ist augenblicklich nicht in der ZDF-Mediathek, aber das ZDF strahlt ihn immer wieder mal aus. Die Sendetermine werden zum Beispiel bei
„https://www.fernsehserien.de“ angekündigt. Auf YouTube lassen sich auch weitere Filme über Hans Hinrich Brüning und das von ihm 1921 gegründete Museum finden. Bücher über die Kulturgeschichte Perus hat das
peruanische Ministerium für Kultur (Ministerio de Cultura Perú) veröffentlicht.
Sowohl im Taufregister als auch im Beerdigungsregister wurden als Vorname „Hinrich“ und nicht „Heinrich“ eingetragen. Deswegen benutze ich diese Form. Ich nehme an, dass im norddeutschen Sprachraum, genauer im Umkreis der Kirche und der Amtsstuben im Amt und Kreis Bordesholm in den Jahren von 1566 bis 1932, „Hans Hinrich“ die gängige Variante des Namens war, obwohl „Heinrich“ im restlichen deutschen Sprach- und Kulturraum, wohl auch wegen des Namenspatrons Heinrich der Heilige († 1024), mit Sicherheit weitaus weiter verbreitet war. Lustigerweise wird diese Variante des Vornamens sogar zur Benennung eines Zuckerstreuers, als „Süßer Heinrich“, verwendet.
Der Ursprung des Namens beruht offenbar auf den althochdeutschen Wörtern „Heim“ und „reich“, die „Hausherren“ benannten. Neben dieser maskulinen Form treten seither „Henrike“ und „Henriette“ als feminine Formen in Erscheinung. „Hans Hinnerk“ ist die plattdeutsche Sprachvariante, die sicherlich seit der Gründung des Erbpachtdistrikts Hoffeld im Jahr 1737 üblich war und bis heute in der Gemeinde Hoffeld gern benutzt wird.
Ich habe bisher kein Dokument gesehen, in dem der Name „Hans Heinrich“ benutzt wurde. Im Zeugnis der „Polytechnischen Schule zu Hannover“ wird der zweite Vorname „Heinrich“ einfach weggelassen. In einer Ehrenurkunde der Stadt Lambayeque (Peru) wird sein Name mit „Don Enrique Bruning“ ins Spanische übersetzt.
In den Aufsätzen, die Brüning zwischen 1906 und 1913 in der Zeitschrift „Anthropophyteia“ veröffentlichte, schreibt er seinen eigenen Namen „H. Enrique Brüning“. Obwohl der Peruforscher sich selbst wahrscheinlich nie „Heinrich“ nannte und von anderen zu Lebzeiten auch nicht so genannt wurde, wurde später in der spanischen und deutschen Fachliteratur häufig nicht der Taufname, sondern die hochdeutsche Variante „Hans Heinrich Brüning“ geschrieben. Das mag sicherlich eine Entwicklung gewesen sein, die durch zahlreiche Aufsätze des Heimatforschers Paul Steffen, als Vorstreiter in der biografischen Brüning-Forschung, in Gang gesetzt wurde. Ich vermute, dass seine Beweggründe für die Anpassung des Namens in der Popularität des Namens liegen. Als Zeitungs- und Buchverleger war Paul Steffen an einer möglichst großen Verbreitung seiner Forschungsergebnisse interessiert, deswegen bot es sich an, die weitaus geläufigere Variante „Hans Heinrich“ zu benutzen. Womöglich war es seine heimliche Intention, den Bekanntheitsgrad des Politikers „Heinrich Brüning“ auf den Peruforscher „Hans Hinrich Brüning“ abfärben zu lassen. Meiner Meinung nach bekommt die hochdeutsche Version „Hans Heinrich Brüning“ so einen fahlen Beigeschmack. In Bordesholm wurde auch eine Straße nach Hans Hinrich Brüning benannt, leider aber auch mit seinem von Paul Steffen umgeänderten Namen. Um Unannehmlichkeiten mit der nachträglichen Namensänderung zu umgehen und sich nicht festlegen zu müssen, wird der zweite Vorname manchmal auch einfach mit „Hans H.“ abgekürzt. Mit der Verbreitung der richtigen Schreibweise, sowohl in der Geschichtsschreibung als auch in der Erinnerungskultur, wird sich in Zukunft mit Sicherheit der richtige Name, also der Taufname „Hans Hinrich Brüning“, und die peruanische Variante „Enrique Brüning“ durchsetzen. Und irgendwann wird selbstverständlich auch das Straßenschild mit dem falsch geschriebenen Namen ausgewechselt werden, um an den Hoffelder Ethnologen Hans Hinrich Brüning zu erinnern und nicht an zweifelhafte Politiker.
Hier gibt es noch ein Brüning-Quiz in der Kategorie „Lebensdaten“ und hier in der Kategorie „Musik“.