Spiel­te Jo­hann Se­bas­ti­an Bach seine Suite in C-Moll (BWV 997) auf ei­ner Lau­te?

Faksimile Titelseite Abschrift BWV 997
Das Ti­tel­blatt der Ab­schrift der Suite in C-Moll (BWV 997) für „Cla­vier“ von Jo­hann Fried­rich Agri­co­la (1720 – 1774) mit der spä­ter hin­zu­ge­füg­ten Ti­tel­be­zeich­nung von Carl Phi­lipp Ema­nu­el Bach. (Staats­bib­li­o­thek zu Ber­lin, Preu­ßi­scher Kul­tur­be­sitz)

Der Mu­si­ker Jo­hann Se­bas­ti­an Bach tritt un­be­greif­lich viel­fäl­tig zu­ta­ge. Sei­ne Wer­ke er­schei­nen un­end­lich schöp­fe­risch und ein­falls­reich und in ih­rer Ganz­heit so enorm, dass ein grad­li­nig den­ken­der Gi­tar­rist Zu­gang zu Bachs Mu­sik wo­mög­lich nur mit kind­lich ein­fa­chen Fra­gen fin­den kann: Hat­te Bach in sei­nem Mu­sik­zim­mer ei­ne Lau­te ste­hen, auf der er täg­lich spiel­te? Kom­po­nier­te er mit ei­ner Lau­te? Spiel­te er sei­ne ei­ge­nen Kom­po­si­ti­onen selbst mit ei­ner Lau­te? Hat­te er über­haupt ei­ne Lau­te?

Um auf die­se schein­bar sim­ple, aber für ei­nen Zupf­mu­si­ker doch es­sen­tiel­le Fra­ge nach dem Mu­sik­in­stru­ment, ei­ne An­twort zu fin­den und, um sich als Gi­tar­rist ein kla­res Bild von Bach und sei­ner Lau­ten­mu­sik ma­chen zu kön­nen, braucht es zu­erst ve­ri­fi­zier­ba­re Quel­len. Der leich­te Zu­gang im In­ter­net zu di­gi­ta­li­sier­ten No­ten bei „Bach di­gi­tal · das Bach-Por­tal für For­schung und Mu­sik­pra­xis“ er­mu­tigt, und es macht Spaß, sich mit die­sem Schatz zu be­schäf­ti­gen. Bei mei­nem No­ten­pro­jekt „Jo­hann Se­bas­tian Bach: Suite in C-Moll (BWV 997)“ konn­te ich dort drei re­le­van­te Quel­len di­rekt ein­se­hen: Die Ab­schrift von Jo­hann Fried­rich Agri­co­la für „Cla­vier“, die Trans­krip­tion von Jo­hann Chris­ti­an Wey­rauch für „Liu­to“ und ei­nen Text von Ja­cob Ad­lung, in dem Jo­hann Se­bas­tian Bach und ein „Lau­ten­cla­vier“ er­wähnt wird. Nach der Be­schäf­ti­gung mit die­sen Quel­len mei­ne ich, den Ent­ste­hungs­pro­zess der „Lau­ten­mu­sik“ von Jo­hann Se­bas­tian Bach et­was bes­ser als vor­her zu ver­ste­hen. Mei­ne idyl­li­sche Vor­stel­lung, dass der Tho­mas­kan­tor Bach abends nach der Ar­beit vor dem Kamin sitzt und Frau und Kin­dern auf sei­ner Ba­rock­lau­te sei­ne neu­es­ten Ideen vor­spielt, ist nun nur noch eine schöne, träu­me­ri­sche Fan­ta­sie.

Der von Karl Scheit häu­fig be­nutz­te Ter­mi­nus „Bachs Lau­ten­mu­sik“ ist schwam­mig. Wer sei­ne Ver­sion für Gi­tar­re, die er „SUITE A-MOLL für die Lau­te, BWV 997, Ori­gi­nal­ton­art c-moll“ be­zeich­ne­te, als Gi­tar­rist heut­zu­ta­ge übt, soll­te wis­sen, dass es un­zäh­li­ge Be­ar­bei­tun­gen für Gi­tar­re und zwei „Ur­ver­sio­nen“ des Wer­kes gibt, die nicht von Bach selbst stam­men: Ei­ne Ab­schrift für „Cla­vier“, also für ein Tas­ten­in­stru­ment und ei­ne Tran­skrip­ti­on, ei­ne ver­kürz­te Ver­si­on mit nur drei der ins­ge­samt fünf Sät­zen für Lau­te. No­ten der Suite in C-Moll (BWV 997) für Lau­te gibt es von Jo­hann Se­bas­tian Bach nicht. Die Ab­schrift für das Lau­ten­cla­vier ent­stand zwi­schen 1738 und 1741, die Ti­tel­be­zeich­nung „C moll, Pre­lu­di­um, Fu­ge, Sa­ra­ban­de und Gigue fürs Cla­vier, von J. S. Bach“ wur­de aber erst 18 Jah­re nach Bachs Tod von Bachs Sohn Carl Phi­lipp Ema­nu­el hin­zu­ge­fügt. Die Trans­krip­tion „Par­ti­ta al Liu­to“ mit den Sät­zen „Fan­ta­si­a“, Sa­ra­ban­de“ und „Gi­ga“ von Wey­rauch ent­stand etwa zwi­schen den Jah­ren 1720 und 1739 und ist ei­ne In­ta­vo­lie­rung, al­so eine Um­schrift für Lau­te.

Jo­hann Se­bas­ti­an Bach hat­te im Mai 1723 mit sei­ner Fa­mi­lie Leip­zig er­reicht, um dort das Tho­mas-Kan­to­rat zu über­neh­men. 1739 traf er auf den Lau­te­nis­ten Sil­vi­us Leo­pold Weiß und ließ sich sicher­lich von ihm per­sön­lich auf Pri­vat­kon­zer­ten in­spi­rie­ren. Bach selbst spiel­te zur sel­ben Zeit auf kei­ner Lau­te, son­dern, ne­ben der Or­gel und dem Cla­vi­chord, auch auf ei­nem da­mals mo­der­nen Lau­ten­cla­vier.

Buchcover: Johann Sebastian Bach: Suite in C-Moll (BWV 997)

Foto Titelei, Bach, Sohn und Agricola, Suite in C-Moll (BWV 997)

Seite Prelude ohne Fingersätze

Jo­hann Se­bas­ti­an Bach

Suite in C-Moll (BWV 997)

Das Auto­graph der Suite in C-Moll (BWV 997) von Jo­hann Se­bas­tian Bach ist lei­der ver­schol­len. Es gibt aber Ab­schrif­ten von Jo­hann Chris­ti­an Wey­rauch für „Liu­to“ und von Jo­hann Fried­rich Agri­co­la für „Cla­vier“. Da­mit ist die Suite ei­ne der schön­sten Kom­po­si­ti­onen über­haupt, die nach­weis­lich so­wohl für Tas­ten­in­stru­men­te wie das Lau­ten­cla­vier als auch für Zupf­in­stru­men­te wie die Ba­rock­lau­te ge­dacht war.

Um die­se Be­ar­bei­tung für Gi­tar­re dem Ori­gi­nal an­zu­nä­hern, wer­den die zeit­ge­nös­si­schen Fas­sun­gen von Agri­co­la und Wey­rauch und Be­rich­te von Ja­kob Adlung über das Lau­ten­cla­vier ana­ly­siert und die Er­kennt­nis­se über­tra­gen. Der Ton­um­fang und die Ton­art müs­sen zwar an­ge­passt wer­den, his­to­ri­sche Ei­gen­hei­ten des Klan­ges und mu­si­ka­li­sche Ge­stal­tun­gen wer­den je­doch dar­ge­stellt und über­nom­men.

Auch di­dak­ti­sche As­pek­te wer­den be­ach­tet: Ei­ne Über­tra­gung der Ab­schrift von Agri­co­la oh­ne Fin­ger­sät­ze er­mög­licht das Nach­voll­zie­hen des Ori­gi­nals und bie­tet Platz für ei­ge­ne Ein­tra­gun­gen. Zwei wei­te­re Ver­sio­nen mit er­klä­ren­den Spiel­hin­wei­sen und mit Fin­ger­sät­zen nur für die rech­te und nur für die lin­ke Hand ver­ein­fa­chen das ge­trenn­te Ü­ben der Zupf­hand und Greif­hand. Auf die Les­bar­keit der No­ten wird Rück­sicht ge­nom­men, in­dem Takt­stri­che mög­lichst gleich­mä­ßig ver­teilt sind und die No­ten so ge­schrie­ben sind, dass beim Spiel nicht ge­blät­tert wer­den muss.


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Symbol Buchausstattung Buchausstattung/ Infos:

⸰ Seiten­zahl: 48
⸰ For­mat: DIN A4
⸰ Ein­band: Booklet
⸰ La­mi­nie­rung: matt
⸰ Pa­pier­sor­te: weiß, 90 g

⸰ Er­schei­nungs­ter­min: 10. Mai 2022
⸰ Lie­fer­sta­tus: ver­füg­bar
⸰ Heft: 15,00 €
⸰ E-Book: 10,99 €

Symbol ISBN BuchISBN 9783756211661
Symbol ISBN E- BookISBN 9783756268139

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